Tag 10, San Martin del Camino
- Corina Salerno

- 14. Apr. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Heute morgen grosser Frühstück Brunch. Folge davon, Corina ist ohne Energie! Kohlenhydrat-Schock.
Die ersten 7 km liegen hinter uns und ich bin immer noch relativ schlapp. Auch heute morgen laufen wir immer noch der Straße entlang. Mist auch! Es ist unbegreiflich!! Wie kann

ein Camino Pellegrino der Straße entlang führen?? Irgendwie finde ich es im Moment total ätzend. Es geht heute relativ häufig bergauf. Atmen ist angesagt. Unterwegs im Industriegebiet, habe ich einen Food-Stand gefunden. Da steht ein älterer Herr, der ein humanitäres Programm führt, respektive unterstützt. Kurzer Toilettengang möglich🙏, wofür ich sehr dankbar bin.
Vittorio kauft Früchte, Schokolade etwas Wasser. Somit haben auch wir unseren Beitrag für dieses Projekt geleistet. Weiter geht's der Straße entlang auf betonierten Wegen, durch die nächste Agglomeration von Léon. Heute laufe ich ohne meine Wanderstöcke. Da ich es auf dem Beton eher unangenehm finde, dieses laute Tic tac toc auszuhalten. Nun endlich lassen wir die Industriezone hinter uns. Links von uns die erste kleine Grünfläche. Ich erblicke den Osterhasen. 😁 Ein kleiner, grauer, struppiger, wilder Hase hoppelt über das Feld. Das erste Lächeln hüpft über mein Gesicht. Rechts von uns die Autobahn, gopf nomal !
Heute bin ich irgendwie etwas "hässig" unterwegs. Ich bin deprimiert und schlecht gelaunt. Das tolle ist, ich muss mich nicht zusammenreißen und kann mich zeigen wie ich bin. Wie gesagt alles darf sein. Alles ist gut, so wie es ist. Am Wegesrand finde ich plötzlich Stauden von Lavendel neben dem üblichen Rosmarin, dem Wermut und dem Thymian. So nehme ich eine Handvoll Lavendel, reibe ihn zwischen meinen Händen und mache ein wenig Aromatherapie. Lavendel beruhigt, mal schauen was es bringt. Auch meinen Schwager stört es nicht, wenn ich etwas grantig bin. Er lässt mich sein, wie ich grad bin. Das Leben besteht aus Gefühlen und Emotionen und hier beim Fernwandern gibt es Raum für alle diese Momente. Einmal mehr wird bewusst wie oft wir uns im Alltag zusammenreißen, aufraffen, still werden, und ohne Worte nach außen senden wie wir uns fühlen.
Versteht unser vis-a-vis jeweils, was ausgesendet wird?
Ich weiß ich bin auch im alltäglichen Leben eine Person, die in Worte fasst was ich empfinde. Ich habe Freunde, die sagen, in mir kann man lesen wie in einem offenen Buch. Ich bin froh um diese Eigenschaft, fällt es doch leichter zu zeigen was ich empfinde als alles verstecken zu müssen. Also schäme ich mich auch nicht dafür.
Ich bin überzeugt, dass ich auch heute diesen einen Moment des inneren Leuchten noch finde. Hat doch der kleine Hoppelhase bereits einiges dazu beigetragen.
Erste Pause um 12 Uhr für eine Coca-Cola und eine Handvoll Pistazien. Ein sonniges Plätzchen fast wie im Paradies, einziges Manko, wir sitzen neben der Hauptstraße.
13.40 ich bin wieder zufrieden. Laufen tut gut. Ich fasse meine körperliche Verfassung kurz zusammen.🤣
Ich fühle mich kräftig, vor allem meine Oberschenkelmuskulatur ist in guter Form. Rechts Bein, meine Tibiasehne ist fast genesen. Linker Fuss, seit heute Morgen an der Achillessehne getapt. Fühle ein leichtes ziehen. Während des Laufens schlafen mir rechts wie links jeweils die Zehen 2 und 3 ein. Und wenn sie nicht schlafen💤' dann habe ich den Krampf. Magnesiummangel ist nicht der Grund, ich bin seit Wochen am boostern! Die Krämpfe kann ich aber während des Laufens gut wieder lösen indem ich meine Zehen einfach nach hinten ziehe und kralle. Ich habe aber noch nicht rausgefunden was das Problem ist. Ich habe gute, teure Schuheinlagen, an dem sollte es also nicht liegen. Die kleine Blase an der Zehe, welche ich vom Stein habe, ist immer noch da, doch jeden Tag unter dem Blasenplaster versteckt.
Also soweit keine Probleme. Von den neuen Ohrstöpsel habe ich im Gehörgang rechts wie links Läsionen und Druckstellen. So ein Mist. Habe so gut geschlafen damit!
Also werde ich auch diese wegschmeißen und wieder ohne, Ruhe finden müssen.
Summa summarum bin ich voll okay. Es gibt nichts zu jammern! Ich wollte mal aufzeigen wie fit ich doch bin. 😂 Es kommt immer besser.
Heute bleibt Zeit für eigene Gedanken. Ich werde mir bewusst dass ich eine extrem genügsame und zufriedene Frau bin. Ich sehe in fast allem das Gute, bin bereit jeden Tag Neues zu lernen. Es braucht relativ viel bis ich einmal schlechte Laune habe und diese ist jeweils rasch verflogen. Ich kann mich an vielen Kleinigkeiten erfreuen. Auch dies ist mir heute wieder ganz stark klar geworden. Ich habe verschiedene Blüten, Blätter und Kräuter am Wegrand gesehen und all das hat mich extrem gefreut. Was mich hier auf dem Weg besonders freut ist, meine Fähigkeit, ungehindert der Sprache, der Nationalität, des Alters und des Genders, mit jeglicher Person ungeniert und interessiert Kontakt aufnehmen zu können. Für mich persönlich ist dies eine grosse Gabe. Ich bin dankbar dafür.
Anders gesagt ich spreche jede Sprache oder eben vor allem die EINE, ,- die Sprache des Herzens. Das Glück liegt nicht im ÄUSSEREN sondern es liegt in MIR drin und in dem was ich aussende und was ankommt.
Heute sind wieder überall riesige Storchennester sichtbar! Auf Bäumen, Strommasten, auf Kirchturmspitzen und auf Häusearn! Wirklich überall, gibt es Storchenpaare und einige haben bereits Jungtiere im Nest! Leider sind die Nester immer so hoch oben, dass ich sie mit meinem Handy kaum wirklich gut ins Bild kriege.
Kurz vor dem Ziel stinkt es plötzlich unglaublich stark. 🤮
Irgendwie so süß und ich sehe am Feldrand ein borstiges Wildschwein liegen. Es ist natürlich tot und am verwesen.
Eher ein unschönes Bild.
Heute nächtigen wir ganz klassisch in einem 8 Bett Zimmer, in einer kleinen familiären Herberge . Ich bin so froh um meinen tollen Schlafi (Schlafsack) Die Kleider werden gewaschen und wir sitzen nach 26km, draußen an der Sonne, mit ein wenig Schinken, Tomatensalat und Oliven. Genussvoller Nachmittag. Danke!
Fotos später, katastrophales Internet hier.














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