Tag 13 bis Ponferrada
- Corina Salerno

- 17. Apr. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Heute morgen sind wir früh unterwegs. Nach einer sehr Traum intensiven Nacht, bin ich um 7 Uhr bereits wach und so können wir zeitig frühstücken. Es ist noch recht kühl am Morgen und der Aufstieg somit ganz angenehm. Wir erreichen auf 1500m den höchsten Punkt des Camino francés, welcher mit einem kleinen Kreuz auf einem sehr hohen Baumstamm markiert ist. Es ist das Cruz ferro. Ich habe im Vorfeld kurz gelesen, dass dies der höchste Punkt vom gesammten Camino ist. Ich habe mich aber nicht weiter darum gekümmert, sondern mich einfach auf diesen Moment dort gefreut. Wir sind alleine als wir oben ankommen. Natürlich möchte ich ein Foto und ich begebe mich auf diesen Steinhaufen, welcher entstanden ist, in dem viele Pilgerer einen Stein auf den Haufen legen. Ich war dort oben in der Erwartung dass dies ein sehr fröhlicher, unbeschwerter Moment sein wird. Ein Monent der Erleichterung, des los lassen. Des, freudig in die Zukunft schauens... Vittorio hat das Foto gemacht und nach kurzer Zeit fühlte ich plötzlich eine unglaubliche Schwere in mir. Es überkam mich eine Welle von Traurigkeit. Ich empfand diesen Moment als sehr anstrengend. Ich konnte die vielen traurigen Geschichten der abertausenden von Pilgerern, die hier durchwandern, fühlen. Es erschlug mich fast, Wort wörtlich! Ich war total unvorbereitet auf diesen Moment. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet. Mir war kalt und heiss gleichzeitig und mir wurde übel. Ich musste weg von dort. Relativ rasch zogen wir dann weiter. Ich konnte mich emotional fast nicht lösen. Und so liess ich den Tränen freien Lauf. Ich konnte es nicht steuern. Ich selber war nicht traurig aber es fluteten mich so viele fremde Gedanken und Geschichten und ich kann es auch jetzt kaum in Worte fassen. Ich brauchte relativ lange um mich wieder zu fangen. Dank einer schwarzen Schnecke, einem WhatsApp und einem wunderbaren Platz unter einem magischen Baum konnt ich alles hinter mir lassen. Heute war diese Strecke bergab extrem vielfältig. Es blühen immer mehr Blumen am Wegrand und die Sicht in die Ferne war atemberaubend. Mir ist heute ganz speziell aufgefallen wie vielfältig die Wegböden sind. Neben Sand, Erde, Stein, Kiesel gibt es noch ganz andere Untergründe, die wir beschreiten. Ich werde heute ein paar Fotos von diesen Bodenbeschaffenheiten zeigen. Ich bin fasziniert von dieser Blütenvielfalt und den Farben. Auch hat es heute extrem viele verschiedene Schmetterlinge, in so wunderschönen Farben. Sie sind sehr klein hier und sie flattern unglaublich schnell, so habe ich keinen einzigen Schmetterling vor die Linse bekommen.
Von weitem schon sehe ich viele bunte Fähnlein und es sieht aus wie eine Kultstätte. Ich habe mich belesen hier wohnt der Pilger Vater Tomas. Es sei ein ganz spezieller Mensch der jedem zu jeder Tages- und Nachtzeit die Tür öffnet und immer etwas bereitstellt. Er hat ein offenes Ohr für alle Pilgerer. Ich gehe durch dieses Tor doch leider ist er im Moment nicht zu Hause, schade. Also gehen wir weiter.
Es endet fast nicht, 1370m bergab ist genug! Nach 8 Stunden Laufzeit inkl. Pausen und fast genau 30km, erreichen wir dann endlich Ponferrada. So schmutzig so verschwitzt und so erschöpft wie heute waren wir noch nie. Das Gestein und der Sraub haben meine Hosenbeine bis unter den Po verdreckt. Jetzt ab unter die Dusche, Wäsche waschen und warten bis 20.00 Uhr, in der Hoffnung, dass wir trotz Ostersonntag ein offenes Restaurant finden. Ich bin körperlich ein wenig, emotional aber extrem erschöpft. Schöne Ostern euch allen ! Wir begnügen uns heute mit einem Kebab und Coca-Cola! 🐇🐇🐇🐇🐇🐇🐇




















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