Tag 16 bis Tricastela
- Corina Salerno

- 20. Apr. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Apr. 2022
Herbst, Frühling, Sommer... alle Jahreszeiten habe ich hier auf dem Camino bereits erlebt.... da fehlt aber noch eine... richtig der Winter.
Ja der hat heute morgen Einzug gehalten. 7.00 Tagwacht und schon fühle ich die eisige Kälte. Ohne Frühstück sind wir los gelaufen, da dies in der Herberge nicht angeboten wurde. Ich brauche wirklich nicht viel zu Essen, aber so ganz ohne Frühstück, - ist schon hart. Zum Glück haben wir dann später doch noch eine offene Bar gefunden. Ein wenig Brot, ein Café con Léche und Corina's Leben beginnt. Oder sollte ich schreiben, das Schneetreiben beginnt. Eiskälte, zuerst Nieselregen, dann aber bald grössere Schneeflocken. Schneesturm, ein Wind, der mich fast vom Weg fegt!
Bis zum späteren Nachmittag hat uns der Schnee begleitet. Es war so kalt, dass ich nicht oft das Handy zückte um Fotos zu machen. Und die Feuchtigkeit am Körper selbst war so stark, dass das Natel ständig feucht war ... Somit heute nur ein paar Fotos.
Ich hab diesen Tag genossen, trotz des Wetters. Es hat sich einfach als richtig guter Winter-Wandertag angefühlt. Mit der Berg-Umgebung und mit diesen kalten Temperaturen, war es schlussendlich richtig angenehm. Ich musste alle meine Kleiderschichten die ich dabei habe anziehen. Einmal mehr bin ich so dankbar für die guten, teuren Kleider. Es ist für mich mittlerweile ein MUSS, etwas mehr dafür zu investieren, weil die Kleidung einfach das A und O ist. Gibt es ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
Auch war ich stolz, zu erkennen, wie klug und durchdacht ich ausgewählt und minimalistisch gepackt habe. Ich habe alles was ich brauch und nichts ist überflüssig oder zu viel !
Die Stecke heute war eine Herausforderung und ich/wir haben sie mit Bravur gemeistert. Teils waren die Wege so steil, dass ich meine Achillessehne bis zum Maximum gespannt hatte . Es ging sehr steil nach oben und genauso steil nach unten. Mit dem nassen Terrain, den rutschenden Füssen, der schlechten Sicht und dem extremen Wind, war die Anstrengungen für mich nochmal um einiges grösser.
Mein Schwager zeichnt mit seiner Sportuhr täglich alles genaustens auf. Heut musste ich echt staunen. Wir sind 31 km gewandert, haben auf 1350m über Meer den höchsten Punkt für heute erreicht, sind dann runter auf unter 1000m und nochmals hoch auf 1280m.
Insgesamt haben wir 850m Steigung und 1070m Abstieg gemacht . Verbraucht haben wir 3800kcal.
So mal in Zahlen ausgedrückt, ist das noch recht spannend.
Unterwegs, vor dem Dorf "Hospital" ist mir etwas ganz spezielles aufgefallen. Ich war gut im Schuss, es lief sich fast wie von selbst und plötzlich hat sich mein Atem extrem schwer angefühlt. Es gab keine Steigung, nichts was anstrengend gewesen wäre. Ich hielt kurz an, schloss die Augen und fühlte.
Was für eine gewaltige Kraft zog mich Richtung Boden. Meine Beine zitterten und ich musste mich auf die Stöcke stützen. Als ich dann wieder los lief, hatte ich das Gefühl, Magnete unter meinen Füssen zu haben. Die Füsse klebten fast am Boden, ich kam kaum vorwärts. Ich rief Vittorio und fragte ob er dies auch spüre.... Er brauchte einen Moment, aber plötzlich bestätigte er mein Empfinden. Bodenstrahlung,- schade, dass ich keinen Pendel bei mir habe....
Nach dem Dorf, war alles wieder normal....ausser, ich hatte plötzlich starke Kopfschmerzen und mir war etwas schwindlig und leicht übel. Die Kopfschmerzen sind bis heute Abend geblieben. Hoffe die sind morgen dann weg !
Der Himmel öffnet sich erst ca. 7 km vor unserem Ziel, Tricastela, welches unten im Tal liegt. Geniale Stimmung !!!
Solche Momente berüren mich tief !!
Wir haben uns in der erst besten Herberge eingenistet und sind sofort essen gegangen. Vittorio war am verhungern! Nun bin ich geduscht und liege im Schlafi. Ich brauche etwas Wärme und eine Pause, werde gleich bis morgen früh im Bett bleiben. Eiskalt hier im Zimmer. Keine Wolldecke zur Verfügung. Also Thermounterwäsche plus Pijama ! 🥶
Ihr lieben Frauen, könnt ihr euch vorstellen wie schrecklich es ist, wenn ich mit meinen relativ langen Locken, keinen Conditioner habe.... Es ist eine Tortour, die Haare zu kämmen. Ich habe wohl etwas Haaröl dabei, was es ein klein wenig leichter macht, aber ich leide !!!! Manchmal könnte ich weinen desswegen.
Gestern Abend hatte ich richtig Heimweh nach Zuhause und nach etwas mehr Luxus und Confort.
Nun ich zieh das hier problemlos durch, aber wenn ich in der nächsten, grösseren Stadt einen Einmalbeutel mit Haarweichspühler kaufen kann, dann überlege ich nicht zwei mal! Diesen leiste ich mir dann ! 😁
Ein guter Tag, ich bin stolz auf mich!
😉, Danke Euch allen, die mich motivieren und mir schreiben, es tut so gut von Euch zu hören !!! Ich liebe Euch!




















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